Hafner: Wertkontenmodell spornt zu Bestleistungen an

Aus Tradition modern und zielstrebig

Wie man ein Familienunternehmen mit Frauenpower auch in der vierten Generation erfolgreich führt.
Und welchen Einfluss die Konkurrenz in der Region Stuttgart darauf hat.

Wer das 2015 eröffnete Unternehmensgebäude der Philipp Hafner GmbH & Co. KG in Fellbach vor den Toren Stuttgarts das erste Mal sieht, ist baff. 77 Meter lang, 65 Meter breit, 12 Meter hoch. Von außen kompakt, aber hochmodern. Metallisch glänzende Oberflächen, klare Linien. Auf dem Gebäude prangt in großen Lettern der Schriftzug, der für die Inhaberfamilie auch gut neunzig Jahre nach Gründung des Unternehmens noch gleichermaßen Ansporn wie Verpflichtung ist: HAFNER.

Der Mittelständler ist führender Spezialist für anspruchsvolle Fertigungsmesstechnik, ein schwäbisches Maschinenbauunternehmen, wie es im Buche steht. Präzision ist hier entscheidend. Zielstrebigkeit angesichts eines sich stetig verändernden Marktes vonnöten. Beides zieht sich wie ein roter Faden durch das Unternehmen. Schon früh wurde erkannt, dass der Hafner-Erfolg auf qualifizierten und motivierten Mitarbeitern aufbaut. Die Leitidee „Hier will ich arbeiten!“ schwebt daher über allem. „Wir schaffen ein Gefühl von Zugehörigkeit“, erklärt Katrin Thein, Personalreferentin und ein Teil der vierten Hafner-Generation, das dahinter steckende Prinzip. Ihre Schwester Ulla Böhringer, Geschäftsführende Gesellschafterin von Hafner, ergänzt: „Wir versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen jeder Mitarbeiter seine Bestleistung abrufen kann.“

 

„Wir versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen jeder Mitarbeiter seine Bestleistung abrufen kann.“
Ulla Böhringer

 

Die aktuell 120 Mitarbeiter sollen sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen, mit Freude und Begeisterung die täglichen Herausforderungen meistern. Dazu gehören bei Hafner nicht nur hochmodern, offen und kommunikativ gestaltete Arbeitsplätze, sondern auch eine aktiv gelebte Unternehmenskultur. Diese wird im und neben dem Unternehmen unterfüttert mit verschiedenen Maßnahmen. „Hafner Afterwork“ heißt eine davon. „Wir bieten verschiedene Veranstaltungen nach Feierabend an“, sagt Ulla Böhringer. „Sportkurse, zum Beispiel, Lauftreffs, auch mal einen Bowlingabend.“ Das stärke den Zusammenhalt.

Die Bandbreite der Hafner-Mitarbeiter ist dabei hoch. „Von 17 bis 81 Jahren ist alles dabei“, sagt Katrin Thein. Man sei nicht nur ein klassischer Mittelständler, sondern auch ein klassisches Familienunternehmen, sagt Ulla Böhringer. „Bei uns gibt es eine enge Zusammenarbeit über Hierarchiestufen und Abteilungen hinweg.“ Auch damit punktet Hafner als Arbeitgeber. Und die Mitarbeiter danken es dem Unternehmen. So ist es nicht verwunderlich, dass Hafner von „Top Job“ auch für seine Arbeitgeberattraktivität ausgezeichnet wurde.

  

Um diese hochzuhalten – oder gar auszubauen – führt Hafner gerade sein eigenes Lebensarbeitszeitmodell ein: „HAFNER flexiZEIT“. Man müsse dem Fachkräftemangel begegnen, sich positionieren, sagt Katrin Thein. „Die Idee dazu kam aus der Mannschaft“, sagt Ulla Böhringer. „Wir haben uns dann intensiver damit beschäftigt.“ Man habe sich viele Modelle angeschaut. Eine neue Mitarbeiterin habe schließlich den Anstoß zur Zusammenarbeit mit der Deutschen Beratungsgesellschaft für Zeitwertkonten und Lebensarbeitszeitmodelle (DBZWK) gegeben. „Sie kannte die DBZWK von ihrem früheren Arbeitgeber“, sagt Thein. Und DBZWK-Geschäftsführer Harald Röder überzeugte Hafner. „Er hat mit Kompetenz gepunktet“, sagt Thein. „Und mit einem ganzheitlichen Konzept“, ergänzt Böhringer.

In dem mit ihnen zusammen entwickelten Modell sehen die beiden Schwestern die Bedürfnisse ihres Unternehmens gut widergespiegelt. Das Gleichgewicht zwischen Mitarbeiterinteressen und betrieblichen Interessen stimme, sagt Böhringer. Das sei wichtig. „Auch wir sind abhängig vom Markt“, sagt sie. Deshalb müsse man stets gemeinsame Lösungen mit den Mitarbeitern finden. „Anders funktioniert das nicht.“ Das sei eine gewisse Besonderheit im Mittelstand.

 

„Harald Röder hat mit Kompetenz gepunktet.“
Katrin Thein

 

In der Belegschaft herrsche nun eine gewisse Neugierde auf das Modell. Die Mitarbeiter wollten wissen, was dahinter steckt, wie die Rahmenbedingungen aussehen. Katrin Thein und Ulla Böhringer hoffen auf eine rege Beteiligung, bleiben dabei aber vorsichtig: „Wenn wir mit dreißig Prozent Beteiligung der Mitarbeiter rauslaufen, sind wir nicht unglücklich“, sagt Böhringer.

Beide Schwestern kennen das Unternehmen seit ihrer Kindheit, sind mit ihm aufgewachsen. Und beide Schwestern haben sich aus freien Stücken für die Arbeit im Unternehmen entschieden. „Dass wir hier beide landen, war vor zwanzig Jahren nicht unbedingt absehbar“, sagt Ulla Böhringer. Denn beide haben davor etwas anderes gemacht. Ulla Böhringer war bei Trumpf in Ditzingen. Sie hat BWL studiert, einen Master in Wirtschaftsingenieurwesen oben drauf gesattelt. Seit zehn Jahren arbeitet sie nun bei Hafner. Katrin Thein war bei Volkswagen in Wolfsburg. Sie hat Internationale BWL studiert und gehört dem Familienunternehmen nun seit sechs Jahren an.

Nicht nur bei der Arbeit sind Ulla Böhringer und Katrin Thein dabei eng verbunden. „Wir sind auch Nachbarn“, sagt Böhringer und lacht. „Und unsere Eltern wohnen nur fünfhundert Meter weiter“, sagt sie. „Dass das heute so ist, hat sich einfach ergeben“, sagt Thein. Viele Zufälle hätten dabei mitgespielt. Stören tut sich die Familie daran nicht. Beruflich wie privat könne man sich auch mal aus dem Weg gehen. „Aber bei uns läuft das eigentlich sehr harmonisch ab, eher unspektakulär“, meint Böhringer.

  

Die Tradition des Unternehmens Hafner weiterführen zu dürfen und das erfolgreich zu tun, sei ein ganz besonderer Ansporn, sagt Böhringer. Für eine fünfte Hafner-Generation stehen die Zeichen indes gut: Katrin Thein hat drei Kinder, Ulla Böhringer eines. Doch das ist Zukunftsmusik.

Heute hänge der Erfolg ihres Unternehmens auch stark vom Mitarbeiterbeschaffungsmarkt ab, sagt Ulla Böhringer. „Darin immer noch besser zu werden, treibt uns an.“ Wie auch die Notwendigkeit, im Stuttgarter Raum mit all seinen großen namhaften Unternehmen um Ingenieure zu buhlen, sagt Katrin Thein. Die Einführung von „HAFNER flexiZEIT“ soll dabei ein Steinchen im Mosaik der individuellen Mitarbeiterbekümmerung von Hafner werden. Auch das zieht qualifizierte Bewerber an. Ulla Böhringer ist sich ihrer Sache sicher: „Wenn wir die richtigen Mitarbeiter finden, die zu uns und unserer Unternehmensphilosophie passen, werden wir auch zukünftig erfolgreich sein.“

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