Salzlandsparkasse: flexibles Arbeitsleben durch „Zeitwert“

Wenn Glücklichsein zur Maxime wird

Wie die Salzlandsparkasse mit „Zeitwert“ ihren Mitarbeitern einen echten Mehrwert bietet.
Und warum Vorstandsvorsitzender Hans-Michael Strube den Mensch mehr in den Mittelpunkt stellen will.

„Zeitwert“ nennt die Salzlandsparkasse in Staßfurt ihr eigenes Wertkontenmodell. Der Name ist Programm, denn Ziel ist es, Zeit genau den Wert beizumessen, den sie verdient. Den Mitarbeitern wird damit eine individuelle Gestaltung ihres Berufslebens ermöglicht. Flexibilität und Sicherheit stehen als Schlagworte darüber. Innerhalb des Sparkassenverbands präsentiert sich die Salzlandsparkasse mit „Zeitwert“ damit nicht nur innovativ, sondern auch richtungsweisend.

Jemand, der das Modell bereits voller Überzeugung lebt, ist Oliver Ludwig. Der Leiter des KundenkontaktCenters der Salzlandsparkasse hat gerade sein Masterstudium erfolgreich abgeschlossen – parallel zum Beruf. Entsprechend wenig Freizeit konnte er in den vergangenen Jahren genießen. Gestört hat ihn das nicht. Aber sein Akku wurde mit der Zeit immer leerer, das Wiederaufladen dauerte länger und länger. Schon früh stand für ihn daher eine Entscheidung fest: Nach dem Studium will er raus, neue Erfahrungen sammeln, besagten Akku wieder aufladen – zumindest eine gewisse Zeit lang.

Im Dezember 2017 war es dann soweit: Oliver Ludwig machte ernst. Mitten im deutschen Winter begab er sich auf große Reise ins sommerliche Südamerika. Von Chile in Richtung Norden, bis nach Belize. Und noch viel weiter. In der elften Woche seines Sabbaticals – Ludwig spricht eigentlich viel lieber von Reisezeit – sitzt er als einziger Europäer in einem Bus voller Vietnamesen. Die knapp zweihundert Kilometer weite Fahrt von Hanoi zur Halong-Bucht im Norden Vietnams nutzt er um eine E-Mail in die Heimat zu schreiben. Voller Begeisterung berichtet er darin von seiner Reise, seinen Gefühlen – und davon, wie das Lebensarbeitszeitkonto zur perfekten Lösung für seinen Wunsch wurde.

  

Der Wunsch, das war das Rauskommen. Zumindest vordergründig. Denn bei genauerer Betrachtung kristallisierten sich bald weitere Wünsche heraus. Der Wunsch, seinem Lebensumfeld treu zu bleiben, zum Beispiel. Oder auch der Wunsch, trotz einer ausgeprägten Liebe zu Veränderungen und neuen Herausforderungen nach der Auszeit beruflich genau dort weiterzumachen, wo man aufgehört hat – weil Oliver Ludwig seine derzeitigen Aufgaben mag, ihm sein Job einfach Spaß macht. So wurde das Sabbatical für ihn zu einem persönlichen Ziel. Und während er noch überlegte, wie sich dieses am besten in die Tat umsetzen ließe, präsentierten ihm sein Arbeitgeber und die Deutsche Beratungsgesellschaft für Zeitwertkonten und Lebensarbeitszeitmodelle ganz unerwartet die perfekte Lösung, um seinen Wunsch Realität werden zu lassen, als sie ihm und seinen Kollegen bei der jährlichen Personalversammlung das Modell „Zeitwert“ vorstellten.

Freiräume schaffen mit einem Lebensarbeitszeitkonto – für die Salzlandsparkasse ist das kein reiner Selbstzweck. Denn „Zeitwert“ soll dazu beitragen, den Mitarbeitern eine ausgewogene Balance zwischen Arbeits- und Privatleben zu ermöglichen. Eltern- oder Pflegezeit, Weiterbildung oder – wie bei Oliver Ludwig – ein Sabbatical sind hierbei vielseitige Alternativen zu einem ebenfalls möglichen vorzeitigen Ruhestand. Die individuelle Planung von Lebensphasen und Vorruhestand stehen im Fokus, bei gleichzeitiger finanzieller Sicherheit im Alter. Ein Mehrwert, den die Salzlandsparkasse nicht nur ihren Mitarbeitern, sondern auch sich selbst schafft. Denn Mitarbeiter, bei denen Beruf und Privatleben im Einklang sind, sind zufrieden. Und zufriedene Mitarbeiter binden sich gerne langfristig an ihren Arbeitgeber – eine Tatsache, die angesichts zunehmenden Fachkräftemangels nicht nur für Unternehmen in strukturschwachen Regionen von immer größerer Bedeutung wird.

 

„Wir erleben hier gerade einen gesellschaftlichen Quantensprung.“
Hans-Michael Strube

 

„Wir erleben hier gerade einen gesellschaftlichen Quantensprung“, sagt Hans-Michael Strube, Vorstandsvorsitzender der Salzlandsparkasse. Was er damit meint, erläutert er am Beispiel seiner eigenen Familie. Er komme aus einem monetär geprägten Elternhaus, sei eines von fünf Kindern. Hier habe immer die Devise gegolten „Erst mal satt werden, dann tanzen gehen“. Seine Generation definiere sich nicht darüber, wer glücklicher ist. Bei jüngeren Generationen jedoch sei das anders. Heute wolle sich niemand mehr entscheiden für Beruf oder Privatleben. Der Anspruch heute laute: „Das muss beides gehen“. Hans-Michael Strube ist sich auch sicher, dass es nichts bringt, Mitarbeitern immer nur mehr Geld zu bieten. Die Salzlandsparkasse wollte deshalb auch unabhängig davon attraktiv sein. So wurde die Idee zu „Zeitwert“ geboren. Dass das auch betriebswirtschaftlich sinnvoll war, davon ist Strube überzeugt. 1990 im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde die Mitarbeiterzahl bei der Salzlandsparkasse auf einen Schlag verdoppelt. Alle neu Eingestellten waren damals um die 35 Jahre alt. Damit setzt die Demografie das Unternehmen heute stark unter Druck, denn viele der damals neuen Mitarbeiter treten nun binnen weniger Jahre ihren Ruhestand an. „Zeitwert“ hilft mit seinen flexiblen Vorruhestandsregelungen, diese Zeitspanne zu lockern und damit für das Unternehmen erträglicher zu machen. Strube: „Was wir gemacht haben, hat Bahnen gebrochen.“ Denn mit der Einführung von „Zeitwert“ hätte die Salzlandsparkasse viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Und sie hat den Nerv der Zeit getroffen, konstatiert Strube, denn die Hälfte der Mitarbeitenden mache bereits mit.

  

Der Vorstandsvorsitzende legt Wert darauf, dass für seine Mitarbeiter alles, was sie im Leben beschäftigt, miteinander verbindbar ist. Er steht zu seiner sozialen Verantwortung. Workaholics beispielsweise mag er nicht. Gezielt rückt er den Mensch in den Mittelpunkt seines Schaffens – mit all seinen Bedürfnissen. Auch, weil ihn die gesellschaftliche Situation heute angesichts sozialer Ungleichheit, politischer Weltentwicklungen oder der Instrumentalisierung von Fake News erschreckt. Seine persönliche Lebenseinstellung schwingt dabei mit. Sich selbst bezeichnet er als Christ und Menschenfreund, einen Multi-Kulti-Typen. Und er ist klar der Meinung, dass Führungskräfte – geprägt von Hektik und Stress – heute zu wenig denken. Um den Kopf genau dafür frei zu bekommen, schnürt Strube einmal im Jahr die Wanderschuhe und pilgert für vier Wochen durch Deutschland. Begegnungen mit Menschen sind es, die ihn antreiben – auch im Beruf. „Sparkassen sollen wertvoll für Menschen werden“, sagt er – nicht ohne die positiven Folgen von „Zeitwert“ für die Salzlandsparkasse herauszuheben: „Wir haben keine Fluktuation mehr.“ Das bestätigt auch Nico Hippe, Abteilungsleiter Personal bei der Salzlandsparkasse. Für ihn ist die hohe Flexibilität das Beste an „Zeitwert“. „Man hat in seiner Lebensarbeitszeit viel vor“, sagt er. Und nicht alles sei langfristig planbar. Immer wieder gibt es größere Blöcke, die im Leben von Bedeutung sind. Dann – relativ – spontan mal einen Monat freinehmen zu können, hilft. Hippe zum Beispiel hat unlängst ein Haus gebaut und ist erst vor kurzem zum zweiten Mal Vater geworden. „Mit ‚Zeitwert‘ habe ich eine große Flexibilität. Genau dann, wenn ich sie brauche“, sagt er. Hippe umschreibt das Gefühl, das er damit verbindet, als eine Form von Glücklichsein. Genau dieses Gefühl bei seinen Mitarbeitern hervorzurufen, ist für Hans-Michael Strube schon fast Maxime. „Die Attraktivität des Arbeitgebers muss hochgehalten werden“, sagt er. Die Salzlandsparkasse sei es seit dreißig Jahren gewohnt, sich ständig zu verändern.

 

„Ich fühle mich frei, entspannt, lebhaft und vor allem verdammt glücklich.“
Oliver Ludwig

 

Wie sich die Einführung von „Zeitwert“ auf die Salzlandsparkasse und das Leben ihrer Mitarbeiter auswirkt und welche Effekte für alle Beteiligten damit verbunden sind, wird sich erst nach und nach zeigen. „Ich will nicht gleich pathetisch werden und behaupten, dass ich ein anderer Mensch geworden bin“, schreibt Oliver Ludwig in seiner E-Mail aus Vietnam an Nico Hippe. Aber eines sei sicher: „Ich fühle mich frei, entspannt, lebhaft und vor allem verdammt glücklich.“ Sätze wie dieser sind es, die in Hans-Michael Strube die Erwartung nähren, dass es noch sehr viele Nachahmer geben wird. „Sobald die ersten Rückkehrer positiv von ihren Auszeiten berichten, wird es spannend“, sagt er. Und wenn mehr Mitarbeiter mitmachen wollen, werde noch mehr miteinander gesprochen und vereinbart. „Dann weben wir das noch tiefer in uns rein.“

Bis dahin freut Strube sich, dass die Salzlandsparkasse mit ihrem Lebensarbeitszeitmodell nicht nur als Vorreiter fungiert, sondern die gesellschaftliche Debatte mit befeuert. „Wir haben es geschafft, dass darüber geredet wird – innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens.“ Und für ihn ist eines ganz klar: „Es gibt keinen Grund, das nicht zu machen“.

 

Erfahrungsbericht von Timo Schäfer
Timo Schäfer verbrachte mit seinem Zeitwertguthaben vier Monate in der Stadt, die niemals schläft. Ein Erfahrungsbericht des Gruppenleiters im KundenKontaktCenter der Salzlandsparkasse. Mehr…

zurück zu Praxisbeispiele

Zeitgeist, Hafner: Wertkontenmodell spornt zu Bestleistungen an, DBZWKZeitgeist, TDDK: Wertkontenmodell bindet Mitarbeiter, DBZWK