Tekloth GmbH in Bocholt

Überzeugungstäter mit Herzblut

Welche Mischung die Tekloth GmbH besonders erfolgreich macht.
Und wie das Bocholter Unternehmen sich weltweit sozial engagiert.

„Halten Sie da vorne an der Bushaltestelle mal kurz an“, sagt Jürgen Willing. „Dann lassen wir den Lieferwagen vorbei.“ Gesagt, getan. Leise gleitet der Tesla an den Straßenrand. Nur der Kontakt der Reifen zum regennassen Asphalt ist zu hören. Knatternd zieht der Lieferwagen, ein Diesel älterer Bauart, vorüber – und von dannen. Willing übernimmt wieder das Kommando: „Und jetzt treten Sie das Gaspedal einmal voll durch.“ Erneut: gesagt, getan. Die Insassen des Tesla werden sofort sanft, aber bestimmt in ihre Sitze gedrückt. Von 0 auf 100 in weniger als viereinhalb Sekunden. Und das nahezu lautlos. Ein besonderes Fahrgefühl. Am Ortsschild von Bocholt wird das Tempo reduziert. Nach wenigen Metern geht es links ab und zurück zum Firmengelände der Tekloth GmbH. Mit den Worten „Sind Sie schon einmal in einem Tesla mitgefahren?“ bereitete Jürgen Willing eine gute Stunde zuvor die Probe- und Werbefahrt in seinem Elektroauto vor. Entspannt lehnte der Geschäftsführer der Tekloth GmbH dabei in einem Sessel und blickte seinen Gesprächspartner, der das Fahrzeug beim Rundgang durch die Lagerhalle des Unternehmens bereits hinter einem der großen Rolltore entdeckt und bewundert hatte, erwartungsvoll an. „Nein, bislang noch nicht“, lautete die Antwort. Und Willing zögerte keinen Augenblick: „Dann fahren wir nachher noch eine kleine Runde um den Block.“ Jürgen Willing ist ein Überzeugungstäter. Was er tut, tut er bewusst – und mit Herzblut. Deshalb bleibt es im Tesla auch nicht beim Mitfahren. Denn Willing will seine Gäste von den Vorzügen des Elektroantriebs überzeugen. Und Überzeugung lebt vom gemeinsamen Erleben. Das weiß er. Und so führt er sein Unternehmen.

„Es macht auch Spaß, immer wieder neue Sachen zu machen, auszuprobieren.”
Jürgen Willing

Isabel dos Santos feiert dort im Sommer 2019 ihr dreißigjähriges Firmenjubiläum. Angefangen hat sie als Auszubildende zur Bürokauffrau. 1992 startete sie neben der Arbeit ein BWL-Studium mit der Vertiefung im Personalwesen. Vier Jahre dauerte das. Und dos Santos blieb dem Unternehmen treu – auch wegen Willing: „Er war schon damals ein sehr motivierter junger Chef“, sagt sie. Spezialisiert hat sie sich früh auch nach dem Studium, widmet ihr berufliches Engagement seither dem Fachbereich Personal. Tekloth habe ihr in veränderten Lebensphasen immer ermöglicht, so zu arbeiten, wie es ihr persönlich möglich war. Das wertschätzt dos Santos. Auch privat ist sie dem Unternehmen verbunden – ein bisschen zumindest. Denn gemeinsam mit ihrer Kollegin Uta Bollwerk bildet sie ein musikalisches Duo, das gerne auch bei Hochzeiten auftritt. „Die Stimmung dort ist immer eine besondere“, sagt sie.

Etwas Besonderes war auch die Einführung des Tekloth-Lebensarbeitszeitmodells. Jürgen Willing lernte Harald Röder, den Geschäftsführer der Deutschen Beratungsgesellschaft für Zeitwertkonten und Lebensarbeitszeitmodelle (DBZWK), zufällig im Sommerurlaub auf Korsika kennen. „Über die Kinder“, wie er sagt. „Daraus ist eine Freundschaft entstanden.“ Und aus dem Vertrauen der Freundschaft entstand auch eine geschäftliche Zusammenarbeit. „Harald Röders Vorschlag, ein Lebensarbeitszeitmodell einzuführen, stieß bei uns auf offene Ohren“, sagt Willing. Schließlich sei es nachvollziehbar, dass man mit 65 oder 70 Jahren nicht mehr akrobatisch auf der Leiter aktiv sein sollte. Außerdem handle es sich bei der kompletten Gebäudetechnik, aber auch der Regelungstechnik um sehr schnelllebige Bereiche.

 

„Die entwickeln sich rasant weiter“, sagt Willing. „Unser Wunsch war es daher, unseren Mitarbeitern einen früheren Eintritt in den Ruhestand zu ermöglichen.“ Die Einführungsveranstaltung der DBZWK bei Tekloth sei sehr eindrucksvoll gewesen, erinnert sich der Geschäftsführer zurück. „So hat das seinen Lauf genommen.“ Und so sammeln heute viele Mitarbeiter zum Beispiel Überstunden, die sie nicht ausgezahlt bekommen oder abbummeln wollen, auf einem Zeitwertkonto – um damit irgendwann früher in den Ruhestand eintreten zu können.

Isabel dos Santos findet vor allem den Service, der ihr von der DBZWK geboten wird, toll. „Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise seine Elternzeit verlängern will, ist das für mich nur ein Anruf“, sagt sie. „Alles wird von der DBZWK vorbereitet. Ich muss nur noch unterschreiben.“ Das betont sie vor allem, weil sie im Vorfeld der Einführung insbesondere Angst vor zusätzlicher Bürokratie hatte. Schnell habe sie jedoch verstanden, dass ihre Personalabteilung nur eine Schnittstelle sei – und die eigentliche Arbeit andere machen. „Und die Kommunikation mit allen Beteiligten läuft super“, sagt sie.

„Die Kommunikation mit allen Beteiligten läuft super.”
Isabel dos Santos

Isabel dos Santos findet vor allem den Service, der ihr von der DBZWK geboten wird, toll. „Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise seine Elternzeit verlängern will, ist das für mich nur ein Anruf“, sagt sie. „Alles wird von der DBZWK vorbereitet. Ich muss nur noch unterschreiben.“ Das betont sie vor allem, weil sie im Vorfeld der Einführung insbesondere Angst vor zusätzlicher Bürokratie hatte. Schnell habe sie jedoch verstanden, dass ihre Personalabteilung nur eine Schnittstelle sei – und die eigentliche Arbeit andere machen. „Und die Kommunikation mit allen Beteiligten läuft super“, sagt sie. Georg Keiten-Schmitz weiß noch genau, wann er bei Tekloth angefangen hat: „Das war am 11.11.77“, sagt er. Damals habe das Unternehmen gerade mal zehn Mitarbeiter gehabt. Er selbst startete als Elektroinstallateur, wurde später zum Kältemonteur. Zuletzt arbeitete er in der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik-Abteilung (MSR), kümmerte sich unter anderem um den Schaltschrankbau. Keiten-Schmitz gehörte zu den ersten, die Zeiten angespart haben. Und er war der erste, der damit in den vorzeitigen Ruhestand eingetreten ist. Nach Plan: am 31.12.2018 – zwanzig Monate früher, als das normalerweise der Fall gewesen wäre. „Schon die letzten Monate davor habe ich auf 80 Prozent reduziert“, sagt er. „Das war wirklich erholsam. Das hat mir gut getan.“ Keiten-Schmitz betont aber auch, dass solche Modelle nur funktionieren, wenn die Gemeinschaft im Unternehmen stimmt. Auf seine Reduzierung bezogen sagt er: „Bei solchen Entscheidungen müssen natürlich alle Leute mitziehen – sonst funktioniert das nicht.“

Angesprochen auf mögliche Schwierigkeiten erinnert sich auch Jürgen Willing an einen Moment, der vorübergehend etwas Skepsis an der Sicherheit des Lebensarbeitszeitmodells habe aufkommen lassen: „Den Crash bei Lehman Brothers und den damit verbundenen Verlauf der Depotwerte haben wir mit Spannung beobachtet“, sagt er. Aber die DBZWK habe damals sehr gute Arbeit geleistet, intensiv beraten, Ängste nehmen können. Und die Mitarbeiter hätten verstanden, dass sie das Lebensarbeitszeitmodell als etwas Langfristiges betrachten müssten. „Die letzten zwei, drei Jahre hat sich alles wieder richtig gut entwickelt.“ Willing ist überzeugt von dem Modell. Deshalb hat er es anderen Unternehmen auch bereits weiterempfohlen. Sie sollten das auf jeden Fall machen, sagt er. „Alle Beteiligten können hierbei nur gewinnen.“ Georg Keiten-Schmitz will die freie Zeit, die er jetzt hat einerseits nutzen, um seine Söhne zu unterstützen. „Der mittlere hat gerade ein Haus gekauft und baut es um. Der älteste fängt im Frühjahr an zu bauen.“ Aber auch seine Frau freue sich jetzt, dass er zuhause sei.

Und gemeinsam wollen sie auch weiterhin mindestens zweimal im Jahr in den Urlaub fahren – im Frühjahr immer an die Nord- oder Ostsee, im Sommer in die Berge nach Österreich oder Südtirol zum Wandern. Tekloth ist der Zeit gerne einen Schritt voraus, reagiert auf gesellschaftliche und umweltpolitische Veränderungen. Das Thema Nachhaltigkeit spielt für das Unternehmen daher eine bedeutsame Rolle. Man fühle sich verpflichtet, alles, was wirtschaftlich vertretbar sei, zu tun, um eine intakte Umwelt zu erhalten, betonten Willing und seine Geschäftsführerkollegen Stefan Boland und Franz Schmeink schon 2016 im Vorwort ihrer Jubiläumsbroschüre zum 50-jährigen Firmenbestehen. Elektro- und Erdgas-Fahrzeuge im eigenen Fuhrpark tragen beispielsweise dazu bei.

„Das war wirklich erholsam. Das hat mir gut getan.”
Georg Keiten-Schmitz

„Wir testen viele der technischen Möglichkeiten im eigenen Hause“, sagt Jürgen Willing dazu. Das sei auch immer so gewesen. 1968 habe man mit Kälteanlagen angefangen, 1974 mit Wärmepumpen. Bis 1990 seien immer wieder neue Geschäftsfelder erschlossen worden. Seinerzeit habe man dann mit Klimaanlagen angefangen. Früh sei auch Photovoltaik zum Einsatz gekommen. „Mittlerweile haben wir dafür eine separate Gesellschaft“, verweist Willing auf die Tekloth Solar GmbH. Er selbst ist seit 1990 geschäftsführender Gesellschafter von Tekloth. Nachhaltigkeit ist Jürgen Willing besonders wichtig. So wichtig, dass die Tekloth GmbH und die Tekloth Solar GmbH sich auch sozial engagieren. Neben lokalen und regionalen Hilfsprojekten, wie „Nachbarn in Not“ oder der Flüchtlingshilfe für unbegleitete minderjährige, setzt sich Tekloth auch über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus für internationale Hilfsprojekte ein. So kam 2012 beispielsweise dank der Mithilfe der Bocholter Kirchengemeinde Ss Ewaldi, die bereits seit Jahren das Schul-Patenprojekt Ewaldi Children Education Fund unterstützt, ein Projekt in Uganda zustande. Gemeinsam mit der Bocholter Energie- und Wasserversorgung und der Benning Elektrotechnik und Elektronik stiftete Tekloth eine Solaranlage, die mit einem Container direkt nach Uganda verschifft wurde. Seither versorgt sich die Schule darüber zu 100 Prozent selbst mit Strom.

Eine besondere Verbindung hat Tekloth aber zur Stiftung „Pro Vita“ aus Schwäbisch Gmünd. Gemeinsam unterstützen sie ein Waisenhaus und zwei Lepra-Krankenhäuser in Nepal. Jürgen Willing reiste sogar selbst schon nach Nepal, wo er sich vor Ort über die Bedingungen und die Hilfsmaßnahmen informierte. Isabel dos Santos indes begleitet die Stiftung musikalisch. Animiert von Willings Reisebericht und den Aktivitäten von „Pro Vita“ schrieb sie den Benefiz-Song „Eyes of Hope“, Uta Bollwerk vertonte das Lied und gemeinsam unterstützen sie die Stiftung damit nun bereits seit dem Jahr 2011.

Für Tekloth, seinen Geschäftsführer und die Mitarbeiter des Unternehmens gilt sprichwörtlich: Die Mischung macht’s. Denn hier trifft unternehmerischer Weitblick auf Traditionsbewusstsein, Verlässlichkeit auf soziales Engagement. Die notwendige Experimentierfreude ist Chefsache – Jürgen Willing: „Es macht auch Spaß, immer wieder neue Sachen zu machen, auszuprobieren.“ Und das spürt man.

INFO
Die Tekloth GmbH und die Tekloth Solar GmbH
Was 1958 mit einem kleinen Ladengeschäft in Bocholt-Liedern begann, ist heute ein modernes mittelständisches Unternehmen mit etwa 150 Mitarbeitern. Basierend auf dem Wirken von August und Theodora Willing wurde die Tekloth GmbH gegründet von Josef Tekloth. Seit 1990 führt Jürgen Willing das Unternehmen, das heute ein kompetenter Dienstleister für Energie- und Gebäudetechnik ist – von Elektro- und Kälte- über Heizungs und Sanitär- bis hin zu Regelungstechnik. Tekloth entwickelt und realisiert Projekte für Gebäude und Anlagen für industrielle Produktionsabläufe und legt dabei besonderen Wert auf Planungs-, Beratungs- und Umsetzungssicherheit. Neben der Tekloth GmbH gibt es seit einiger Zeit außerdem die Tekloth Solar GmbH. Diese widmet sich den Themen Speichertechnik, Solartechnik, Photovoltaikanlagen und Solaranlagen.

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